Am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien bekam die Realschule plus und Fachoberschule Traben-Trarbach Besuch von zwei amtierenden Bundestagsabgeordneten: Aus den anliegenden Wahlkreisen kamen die Abgeordneten Lena Werner (SPD) aus dem Eifel-Wahlkreis und Carina Konrad (FDP) aus dem Hunsrück-Wahlkreis, um vom Alltag einer Bundestagsabgeordneten zu erzählen – mit all den Tücken und Schwierigkeiten, die man vielleicht im ersten Moment gar nicht bedenken mag. So stellte sich bald eine lebendige Diskussion zwischen Schülerinnen, Schülern und Abgeordneten ein, wie eigentlich im Bundestag die Kinderbetreuung funktioniert oder weshalb man, selbst wenn man krankgemeldet ist, ein Strafgeld zahlen muss, sobald man nicht an einer Sitzung teilnimmt.
Interessant waren auch die Erzählungen über den Arbeitsalltag. Insbesondere die Arbeit in der nun mittlerweile gescheiterten Ampel-Koalition weckte die Neugier. So erfuhren die Schüler, dass die tägliche Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg durchaus auch menschliche Freundschaften formt, die dann natürlich nicht plötzlich enden, wenn die Parteiführungen das Ende der Koalition beschließen. Ebenso wurde deutlich, dass man als Abgeordnete nicht unbedingt immer alles gut finden muss, was die eigene Partei gerade tut oder beschlossen hat. Beide machten deutlich, dass man eben nicht nur als Parteivertretung, sondern eben auch als individuelle Person und Vertretung des ganzen Heimatwahlkreises in Berlin tätig ist – und das muss nicht immer gut zusammenpassen.
Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9, 10 und 12 wollten natürlich auch wissen, wie die beiden zu den anstehenden Wahlen stehen, bei denen sie noch einmal als Kandidatinnen antreten werden. Hier konnten die Abgeordneten auch einmal in den Wahlkampfmodus umschalten und erzählen, was ihnen persönlich besonders wichtig ist. Ebenso führten beide Argumente ins Feld, weshalb sie sich eine zukünftige Regierung wünschen, die die Gesellschaft wieder von Politik überzeugen kann, statt mehr Menschen zu verschrecken oder Populisten in die Arme zu treiben.
Und ehe man sich versah, waren auch schon zwei Stunden um. Nach einem gemeinsamen Foto verabschiedeten sich die Schülerinnen und Schüler in die etwas nach hinten verschobene Pause und die beiden Abgeordneten zu weiteren Terminen. In der Nachbesprechung äußerten sich die Schüler zur Veranstaltung im Sozialkundeunterricht. Besonders erwähnenswert war ihnen, dass sie es als ungerecht ansehen, dass man sich nicht einfach „straffrei“ krankmelden könnte. Außerdem fanden sie es ungewöhnlich, wie man sich auf der einen Seite menschlich durchaus mögen kann, während man sich gleichzeitig politisch in aller Deutlichkeit streiten kann.
Auf die Jugendlichen kommt nun die unterrichtliche Vorbereitung auf die Bundestagswahl zu. Vom personalisierten Verhältniswahlrecht über Erst- und Zweitstimme bis zum Vorgang der Kanzlerwahl durch den Bundestag wird die nächste Zeit im politikwissenschaftlichen Unterricht eine eindeutige Prägung haben, bevor in der Vorwoche der „echten“ Bundestagswahl die Juniorwahl erfolgt, bei der auch alle Schülerinnen und Schüler – bei uns schon mittlerweile traditionell – ihre Stimme abgeben dürfen.